Reit- und Fahrverein Münchingen e.V.

40 Jahre eigene Reithalle – die Geschichte eines langen Weges bis zur eigenen Reitanlage

Fünf Jahrzehnte waren wir auf fremdem Terrain um Reiter und Pferde auszubilden. Reitunterricht, Voltigieren, Reiten im Gelände und Fahren, Reiterspiele, Reitvorführungen und Reiterfeste fanden auf Feldern und Wiesen statt. Es begann 1928 als sich die landwirtschaftliche Jugend bei guter Witterung auf den „Entenwiesen“ oder „im Leinfelder Täle“ traf um bei Reitlehrer Theodor Hönes Reitunterricht zu bekommen. Der Sportplatz „auf den sieben Morgen“ stand ab 1933 als Übungsplatz zur Verfügung. Ab 1947 wurde auf dem alten Rübenplatz beim Dorfgraben geritten.

1954 wurde von Ernst Bayha in der Nähe der Firma Leitz eine Wiese gepachtet, die als Reitplatz genutzt werden konnte. Von der Gemeinde bekamen wir Stangen zur Verfügung gestellt, die jedoch selbst geschlagen werden mussten. Damit konnte der Reitplatz eingezäunt und Hindernisse gebaut werden. Auf dem kleinen Sportplatz neben der Turn- und Versammlungshalle wurde 1960 der erste Reitertag abgehalten – ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte. Es war das Jahr 1961 als wir als einer der ersten Vereine im Strohgäu und darüber hinaus in einer Reithalle trainieren konnten. Der damalige Vorstand Adolf Schmalzridt hat sie mit einem Speditionsunternehmer auf seinem privaten Grundstück erbaut. Vereinsmitglieder erbrachten einen nicht unerheblichen Anteil an Arbeitsleistung. Ergänzt durch eine einmalige Zahlung  erlangten wir die Zusage die Reithalle zu bestimmten Zeiten mit zu benutzen. Ab 1971 fanden unsere Reitturniere auf dem großen Sportplatz des TSV Münchingen statt. In diesem Jahr wurde ein Grundstück „Am Schleifweg“ gepachtet – für Trainingszwecke wegen seiner leichten Hanglage für den Reitsport jedoch nicht besonders geeignet. Ein geeignete Wiese Nähe des Sportplatzes wurde 1975 von der Stadt zur Verfügung gestellt. Nach Eigenbedarf der Gemeinde half Kurt Hengel mit einem Acker neben dem Sportplatz aus. Den nutzten wir als Trainings- und Turnierabreiteplatz.

Immer mehr Reiter aus der Umgebung gesellten sich zum Münchinger Reitverein. Sie kamen aus Hemmingen, Schwieberdingen, Stuttgart-Stammheim, Nußdorf und Korntal.

So war es abzusehen, dass die Kapazität in der kleinen Halle nicht ausreichen wird. So wuchs in den siebziger Jahren der Wunsch und der Bedarf einer eigenen Reithalle.  Erste Gespräche mit der Gemeinde kamen auf. Seit 1977 hat sich der Verein dann intensiv mit der Gemeinde in Verbindung gesetzt um nach einem geeigneten Platz für den Bau einer eigenen Reitanlage zu suchen. Es hat gedauert – aber schließlich führten die vielen Anfragen nach mehreren Verhandlungen zum Erfolg:

Das stillgelegte Münchinger Klärwerk im Schwieberdinger Tal konnte langfristig gepachtet werden. Trotz Skepsis des Bürgermeister Walter Seiler ob denn der Reitverein ein solches Projekt stemmen könne.

Welch haarsträubend, verrückte Idee hier auf der Kläranlege eine Reitanlage zu bauen?!!

Und doch – In der Hauptversammlung 1979 in der Karl Schmid als Nachfolger von Adolf Schmalzridt zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, kam es zum Beschluss eine eigne Reitanlage auf dem Gelände der stillgelegten Kläranlage zu bauen. Eine äußerst mutige Entscheidung von Vorstand, Ausschuss- und Vereinsmitgliedern. Um dieses Projekt zu stemmen bedurfte es Mut, Zuversicht,  Idealismus, Zusammenhalt und vieler zupackender Hände.

In dieser Phase war Karl Schmid der „Mann der Stunde“ – in unzähligen Stunden führte er die Verhandlungen und Gespräche mit der Bank, der Stadtverwaltung, dem Bauamt, der Bauaufsicht, der Naturschutzbehörde, der Bahn, dem Landessportbund um nur einige zu nennen. Er ermöglichte somit die Realisierung dieses Projektes bei dem er dann auch tatkräftig Hand anlegte.

Unser Mitglied und Architekt Heinz Gehring übernahm die Planung. Er, wie auch der Tragwerksplaner Friedrich Wohlfahrt ließen ihre Arbeit dem Verein unentgeltlich zukommen. Wie auch viele Unternehmer und Handwerker Material, Werkzeug und Maschinen ohne Berechnung zur Verfügung stellten. Ohne diese Unterstützung wäre das Projekt nicht möglich gewesen. Hier sei beispielhaft Reinhold Hönes erwähnt, der unter anderem Raupen und Bagger nebst Baggerführer zur Verfügung stellte

Außergewöhnliches leistete Manfred Reichert. Beim Bau der Reithalle als Zentrum der neuen Reitanlage war er Unermüdlich.  Mit körperlichem – und Materialeinsatz sowie seinem Fachwissen organisierte und leitete er diesen Hallenbau. Er weiß wohl am besten wieviel Beton geflossen ist. 

Auch gab es Engagement – ganz still im Hintergrund: Ohne großes Aufsehen übernahmen einige Vereinsmitglieder Bürgschaften als persönliche Haftung bei der Finanzierung mit der Münchinger Bank.

Im Herbst 1980 begannen die Bauarbeiten. Am 22. Mai 1981 war Richtfest.

Am 13. Dezember 1981 leitete unser Ehrenmitglied und Altreitlehrer Eugen Renz die erste Reitstunde in der neuen Reithalle. Die Hauptakteure der Baustelle durften aufs Pferd! Es war noch viel Arbeit notwendig bis die Halle fertiggestellt war. Bis zum Schluss war tatkräftiges Hand anlegen gefragt. Viel Schweiß und Schwielen an den Händen hat es den Akteuren noch abverlangt. Ob das Ausgraben und unterirdisch Verlegen eines Kanales für die Kanalisation oder die Befestigung aus Steinbrocken zum Bahngleis hin waren pure Knochenarbeit. Noch Zwei Tage vor der  Einweihung wurden die Geländer auf der Tribüne verankert. Dann war es soweit:

Walter Hönes, in Vertretung des erkrankten Karl Schmid, übergab im Rahmen einer Einweihungsfeier am 17. April 1982  die Reithalle offiziell ihrer Bestimmung.

Zwei Tage wurde gefeiert: feierliche Schlüsselübergabe, Festreden, Tanz, Feiern! Am Tag danach am 18. April 1982 gab es den Festtritt durch die Ortschaft und eine mehrstündige Reitvorführung zur Geschichte und Bedeutung des Pferdes. Prächtig kostümiert und sportlich gestaltete sich das Programm. Rund 600 begeisterte Zuschauer waren dabei.

Bis zu diesen glanzvollen und erlebnisreichen Tagen waren achtzehn Monate vergangen und  rund 8.000 Arbeitsstunden abgeleistet worden. 69 Aktive und 13 Jugendliche haben gemeinsam mit vielen passiven Mitgliedern, Freunden und Gönnern des Vereins diese Leistung erbracht. Befreundete Landwirte brachten sich mit ein. Mit Gerätschaften, Transportmitteln und persönlichem Einsatz. Während der Arbeiten war neben Baggerarbeiten auch „Steine klopfen“ – im wahrsten Sinne des Wortes gefragt. Auf 200 Metern Länge wurden dem steinigen Hang einige Meter abgerungen. Ein befreundeter Sprengmeister aus Vaihingen/Enz durfte sein Können unter Beweis stellen. Vieles wurde organisiert – so zum Beispiel Biertische aus einem Bierzelt des Cannstatters Wasens – die Bretter wurden für die Bande der Reitbahn verwendet. Die Beschaffung einer Planierraupe um den Hallenboden zu präparieren war nur eine mancher  „Nacht- und Nebelaktionen“. Geländer, Hallentore, Metallarbeiten – alles wurde von Vereinsmitgliedern und deren Handwerksbetrieben eingebracht. Es war nicht nur Flieder, auch andere einheimische Gewächse wurden aus dem Wald für die Begrünung der Anlage von Landwirten beigesteuert. Und guter Erdboden wurde herangekarrt um den Springplatz mit Saatgut für einen guten Rasen zu präparieren. Gut, ein Vereinsmitglied zu haben der Mitarbeiter des Schwieberdinger Lammbräus war – für trinken war gesorgt, Für gutes Essen und Vesper sorgten stets die Frauen. 

Die Bauzeit war geprägt von einer großen Gemeinschaftsleistung der Mitglieder und viel Unterstützung aus der Gemeinde, der Landwirte und Unternehmen. Die hier namentlich erwähnten Protagonisten stehen für viele „Macher“. Alle zu benennen würde den Rahmen dieser kleinen Dokumentation sprengen. Sicher ist – nur das Zusammenwirken  a l l e r  Helfer machte es möglich dieses Mammutprojekt zu realisieren. Es gilt allen anerkennend Dank zu sagen!

Heute, 40 Jahre danach präsentiert sich die Reitanlage prächtig mit der immer wieder neu in Stand gehaltenen Reithalle sowie 3 gepflegten Reitplätzen. Sie ist seit 1983 der Austragungsort unserer Reitturniere. Sie hat in 40 Jahren viel erlebt – aber das ist eine andere Geschichte.

– Gvido Esmanis, April 2022

Dank den Zeitzeugen mit denen ich sprechen durfte. Sie haben mir viele Informationen gegeben – nur so und mit Hilfe unserer Festschrift zum 75 jährigen Vereinsjubiläum konnte ich diese Geschichte erzählen.

Der Reitanlagenbau

… so wurde unsere Reithalle in Eigenarbeit 1981 gebaut

Reit- und Fahrverein Münchingen e. V.

Geschäftsstelle

Jörg Schuler

1. Vorsitzender

Silcherstraße 8
70825 Korntal-Münchingen

Telefon: 0171 / 1595529

Reitanlage

Reit- und Fahrverein Münchingen e.V.

Reitanlage des RFV Münchingen im Schwieberdinger Tal
Gotenstraße 81

Telefon: 07150 / 67 08 

E-Mail: kontakt@reitverein-muenchingen.de

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